Wie schwer der Abschied von Deutschland fällt, wenn ungemütlichstes Herbstwetter herrscht, lässt sich leicht sagen: gar nicht schwer. Besonders weil man ja noch in einer gewohnten Umgebung ist. Umso angenehmer ist dafür die Überraschung, wenn in dem Land, in dem sprichwörtlich immer schlechtes Wetter ist, auf einmal besseres Wetter ist als zu Hause. Und es sollte noch besser werden - je näher Swansea rückte, umso schöner wurde das Wetter. Bei blauem Himmel vom Bus ins Taxi umgestiegen, denn Emma, eine meiner Mitbewohnerinnen musste leider arbeiten, sonst hätte sie mich abgeholt. War trotzdem nicht schlimm.
Etwas befremdlich wurde es allerdings, als ich allein in das eigentlich fremde Haus eintrat und niemand dort war. Amy hatte eine Nachricht hinterlassen, dass sie aus sei. Von der langen Reise doch spürbar mitgenommen ging's nach dem Auspacken und Abendessen (zum Glück gibt's innerhalb weniger Gehminuten ein paar Einkaufsmöglichkeiten) bald ins schon gemachte Bett.
Am nächsten Tag traf ich dann auch endlich auf Emma und Amy, 50% meiner Mitbewohner. Der erste Eindruck war durchweg positiv. Sehr nett, aufgeschlossen und kommunikativ.
Amy erwartete für den Abend Besuch von Craig, einem "Freund", gab aber schnell zu, dass da wohl mehr war. Die Wartezeit vertrieb sie sich zusammen mit mir und verlief solange ereignislos, bis Amy sich schminkte und ich sie auf eine Spinne neben ihrem Fuß aufmerksam machte. "Ach, mir machen Spinnen nichts aus" sagte sie, bis sie nach unten schaute und sah, wie groß das Vieh war. Glas drüber gestülpt und den Gefangenen erstmal gründlich untersucht. Amy: "Was, wenn sie ausbricht?" - ich: " Wie soll eine Spinne aus 'nem Glas ausbrechen!?" Wir tauften sie auf den Namen Simon the Wider (wider n.: Mischung aus wasp (wegen des wespenartigen Körpers) und spider), siedelten sie in eine Frischhaltebox um und packten sie zur Konservierung in den Gefrierschrank. Natürlich verendete sie dort kläglich und war bei weitem nicht mehr so bedrohlich wie zuvor...
Am Samstag kamen dann über den Tag verteilt auch endlich Josh und Katie (zusammen mit Matt, ihrem Freund) an, beide auch total nett!
Für den Abend war Ausgehen angesagt. Craigs Cousin feierte in der Stadt seinen Geburtstag und Amy, Melissa (eine von Amys Freundinnen), Craig, Emma und ich machten uns mit mehren Stunden Verspätung (britische Frauen brauche scheints noch länger um sich ausgehfein zu machen) auf in die Wind Street um zu den Jungs zu stoßen, die schon seit dem frühen Nachmittag an ihrem Alkoholpegel arbeiteten. Interessant zu sehen war, dass sich ab ca. 10 Uhr Abends in der Wind Street die Krankenwagen aufreihen wie in anderen Städten die Taxen. Nicht, dass sie alle sofort gebraucht wurden, sie waren einfach da, für den Fall.
Oh, und die Waliser haben beim Ausgehen absolut einen ander Waffel. Jedes Grüppchen hatte eigene Erkennungsmerkmale: Da gab es die Höhlenmenschen, die Seeleute, Sträflinge, Krankenschwestern, einfach alles. Selbst die Freunde von Craigs Cousin trugen alle wife beaters (ärmellose Feinripphemden)...
Der Abend endete im Oceana, der größte Club der Stadt. Sauteuer (nach 11 Uhr: 8 Pfund Eintritt) und dabei nicht wirklich besonders toll.
Am Sonntag nutzten wir das schöne Wetter für einen Spaziergang am Strand entlang nach Mumbles, einem ehemaligen Fischerdorf, das das Ausflugsziel Nummer 1 in der Gegend ist. Als Belohnung gab's ein Eis! :-)